Das Beste aus beiden Welten
Integrative Medizin vereint nun die Vorteile beider Welten. Die abgestimmte und sinnvolle Nutzung von konventionellen und anerkannten komplementär- medizinischen Verfahren in Diagnostik und Therapie von akuten und chronischen Erkrankungen, palliativen Settings, sowie in der Primär-, Sekundär- und Tertiärprophylaxe.
Besonders bei schweren, chronischen oder nicht heilbaren Erkrankungen bewähren sich die integrativen Ansätze. Damit wird nicht nur der Zucker beim Diabetes, der Blutdruck bei der Hypertonie, die Schmerzen beim Rheuma „eingestellt“. Zusätzlich werden Wege durch die Krankheit oder zur Heilung gesucht, vor allem Entwicklungswege für den Patienten eröffnet. So dass bei schwerwiegenden Erkrankungen nicht nur eine“ Restitutio ad Integrum“ erfolgt. Die Herstellung des vorangehenden Gesundheitszustandes. Sondern eine Erhöhung der Gesundheit und Bewusstheit des Patienten. Da kann man schon einmal eine Patientin, die durch eine schwere Krebserkrankung durchgehen musste, sagen hören: „Wissen sie Herr Doktor, ich möchte meine Erkrankung nicht missen! Das klingt vielleicht eigenartig, aber ich habe durch den Krebs so viel für mein Leben gelernt, viele Einstellungen und Perspektiven habe ich verändert. Eine ganz andere Form der Gesundheit und Wertestruktur bestimmen nun mein Leben. Ich habe meine Lebensmelodie wieder gefunden!“
Integrative Onkologie
Am Beispiel der Integrativen Onkologie und der Misteltherapie kann man die beiden Zugangsweisen zur Krankheit gut erkennen. Beide Richtungen, naturwissenschaftliche Medizin und komplementäre Medizin, können mehr bewirken wenn sie an einem gemeinsamen Ziel, mit pluralistischen Forschungs- und Therapiewegen arbeiten wollen.
Die eine Richtung arbeitet pathogenetisch-zytoreduktiv, krankheitszentriert. D.h. möglichst schonend soll die Tumormasse verkleinert oder gänzlich entfernt werden. Das wird durch fortschrittliche Operationstechniken, Chemotherapien und Bestrahlungen erreicht. Seit einigen Jahren auch durch zielgerichtete Therapien-personalisierte Medizin- wo auf Grundlage von molekulargenetischen Untersuchungen, zielgerichtet Signalweg der Tumorzelle verändert werden können oder gezielte Modulationen in den abwehrenden Immunzellen erreicht wird. Bei einzelnen Tumorentitäten werden dabei schon eindrucksvolle Ergebnisse erzielt.
Die komplementäre Therapierrichtung, arbeitet mehr salutogenetisch-gesundheitsfördernd und patientenzentriert. Durch verschiedenste Maßnahmen – um einige zu nennen – mit mineralischen, pflanzlichen, tierischen Heilmitteln, äußere Anwendungen (Wickel, Massagen, Bäder), Bewegungstherapien wie Tai Chi und Eurythmie, Kunsttherapien wie Malen und Plastizieren, Gesprächstherapien und Biographiearbeit. Meditationen, Achtsamkeitsübungen und spirituelle Arbeit dringen tief in den geistig-seelischen Ich- Anteil des Patienten vor. Lebenskräfte stärken, Selbstheilungskräfte anregen, psychosoziale Kompetenzen aufbauen, Autonomie und Selbstbestimmung fördern, spirituelle Erlebnisräume öffnen sind Wirkungen die den ganzen Menschen erfassen und ihn auch partizipativ an dem Heilungsvorgang teilhaben lassen.
Besonders erfolgreich sind beide Therapierichtungen, wenn es gelingt die Erkrankung sehr früh in ihren Anfangsstadien zu diagnostizieren und zu behandeln. Gerade Frühdiagnostik und gezielte frühe Therapien sind sehr erfolgversprechend und werden in Zukunft eine immer größere Rolle spielen.
Real world data (RWD) in der Onkologie zeigt uns schon heute ein viel besseres Outcome am Pateinten, wenn Integrative Ansätze verantwortungsvoll zum Einsatz gelangen.
Aus der Versorgungsforschung wird immer klarer erkennbar, dass eine integrative Medizin auch ökonomische Vorteile hat. Es ist doch ethisch bedeutsam, dass vielen Menschen aus „unserer Menschenfamilie“ wenn sie sie in Not sind und die ökonomischen Ressourcen begrenzt sind, auch Zugang zu leistbaren Therapien haben. Das hat auch die WHO erkannt und schützt durch ein Programm die traditionellen und komplementären Heilweisen und setzt Standards für Forschung und Ausbildung.
„As biomedicine and T&CM(traditional und coplementary Medicin) seem to have different strengths and weaknesses, integration of both approaches may be beneficial. Indeed, WHO has repeatedly called upon member states to work on the integration of T&CM into healthcare systems. Integrative medicine (IM) is an approach that offers a paradigm for doing so. It combines the best of both worlds (biomedicine and T&CM), based on evidence for efficacy and safety, adopting a holistic personalized approach, focused on health.“
A review of the WHO strategy on traditional, complementary, and integrative medicine from the perspective of academic consortia for integrative medicine and health etal. Rogier Hoenders et al.
Die Welt des Gewordenen und des Werdenden im Menschen
Pluralismus ist in jeder Disziplin wichtig. Neus entsteht meist erst im respektvollen Dialog unterschiedlicher Sichtweisen. Das ist besonders für die medizinische Wissenschaft wichtig. Es geht ja um nichts Geringeres, als um die Gesundheit und die Entwicklung des Menschen. Eine medizinische Wissenschaft die nur auf das Gewordene blickt und die Körpermaterie als das einzig real Erkennbares ansieht, droht in eine Sackgasse zu geraten, erfasst nicht die ganze Realität des Menschen. Eine Wissenschaft die auch auf die werdenden Kräfte schauen kann die hinter dem Gewordenen liegen, ist eine notwendige Ergänzung zur Etablierung einer menschengemäßen Heilkunst. Eine integrative Medizin hat dazu die Möglichkeit.