Das Wesen der Mistel verstehen lernen
Eine alte Heilpflanze
Seit Jahrtausenden, bis in die hippokratische Zeit zurückliegend, wird die Mistel als Heilpflanze genützt. Die keltischen Druiden sahen in ihr sogar das „alles Heilende“. Die zu den Santalceae zählende Gattung bildet in Europa 3 Arten aus. Die Laubholzmistel nur auf Laubbäumen außer der Rotbuche wachsend, die Kiefermistel (hin und wieder auf Fichten zu finden) und die Tannenmistel. Sie können bis zu 30 Jahre alt werden.
Rudolf Steiner entdeckt die Mistel als Krebsheilmittel
Die Mistel in der Anwendung als Krebsheilmittel, geht auf Rudolf Steiners geisteswissenschaftliche Forschung in den Anfängen des 20.Jahunderts zurück. In einem aufwendigen Verfahren wird der Sommersaft der Mistel mit dem Wintersaft der Mistel vermischt. Dadurch erhält der Pharmazeut eine Komposition der Pflanze, die ihre ganze Kraft die die Mistel über den gesamtem Jahreslauf realisiert, widerspiegelt. Die „ganze Pflanzenwirksamkeit“ mit ihrer Orientierung zum kranken Menschen steht dann dem Arzt zur Verfügung. Das aufwendige Herstellungsverfahren führt auch dazu, das Mistelpräparate in hohen Dosen eine sehr gute Verträglichkeit am Patienten zeigen.
Vögel sind die Mistelüberträger
Da die Mistel nur auf Bäumen wächst, braucht sie zur Verbreitung einen Helfer. Das sind die mistelbeerenfressenden Vögel (Misteldrossel, Mönchsgrasmücke, Seidenschwanz) in der Zeit vom November bis zum April. Die unverdauten ausgeschiedenen Beeren bleiben dann an den Ästen der Krone hängen.
Die funktionelle Verbindung mit dem Wirtsbaum ist eine intesive
Über eine kleine Haftscheibe bohrt sich der Mistelsame mit einem Senker durch die Rinde des Astes, an dem er haftet. Später wird der immergrüne Senker (entspricht der Wurzel einer krautigen einjährigen Pflanze) zu den flüssigkeitsführenden Leitgefäßen des Baumes Kontakt aufnehmen und Wasser und Elektrolyte aufnehmen. Es dauert dann 3-4 Jahre bis der Same zu einer kleinen blütentragenden Pflanze am Baum ausgewachsen ist. Das Besondere der vegetativen Entfaltung der Mistel ist nun, dass sie jedes Jahr nur einen einfachen Trieb mit zwei primitiven, „keimblätterartige Blättern“ am Sprossende entwickelt. In deren Blattachseln entwickelt sich im nächsten Jahr wiederum derselbe Trieb.

Der einzigartige Kugelbusch
Eine weitere Besonderheit zeigt die räumliche Ausgestaltung der Triebe. Die einjährige Krautpflanze, ein Hahnenfuß zB. wächst der Sonne entgegen und findet auch ihre Orientierung in dem Wachstum der Wurzel zum Erdmittelpunkt. Die Mistel aber orientiert sich zu sich selbst, in dem sie Ihren Orientierungspunkt an der Haftstelle am Baumastes wo sie wächst, findet. Die Jahressprosse der Mistel formen sich nun zu einer Kugelgestalt. Der typische Kugelbusch der Mistel ist ein einzigartiges Raumgebilde und innerhalb der Welt der Pflanzen einzigartig.
Emanzipation der Frucht- und Blütenbildung von den Jahreszeiten
In der Entfaltung zum Kugelbusch sehen wir ein Pflanzengebilde, das das Stengelwachstum und das Blattwachstum betont. Die Wurzel (Senker) und die Blühte sind zurückgehalten. Männliche Pollenbüsche und weibliche Fruchtbüsche zeigen nur sehr rudimentäre Blüten im späten Winter. Die weisen Beeren, die die Samen in sich tragen prägen dann wieder stark im Winter das Bild des Kugelbusches. Auch diese haben mehrere Besonderheiten. Die Früchte erscheinen im Winter, müssen lichtdurchlässig bleiben das der Same (Embryo) im Zentrum der weisen, transparenten Frucht keimfähig bleibt. Ganz anders bei anderen Pflanzen, wo der keimfähige Samen sich hinter einer lichtundurchlässigen Samenschale in der Dunkelheit, später noch in der Dunkelheit des Erdbodens versteckt.
Hemmprozesse in der Biologie der Mistel sind polar zu der Biologie der Tumorzelle
Sehr viele Wachstumsprozesse sind verzögert, wie zurückgehalten. Andere sind wie emanzipier. Blühen und Fruchten im Winter, wenn die Sonne mit schwachem und niederem Licht ihre Kräfte zurückzieht. Eine Geste der Pflanze, die genau polar zu den beschleunigten und entfesselten Wachstumsprozessen der Tumorzellen gerichtet ist. An solchen Gesten kann man erahnen, warum die Mistel die Potenz in sich trägt, gegen die Tumorkrankheit wirksam zu sein.
Pharmazeutische Wirksubstanzen zeigen zeitlich und räumlich eine Polarität
Das Verhalten und zeitlich, räumliche Auftreten der zwei bedeutenden Inhaltstoffe, Viscotoxine und Mistellektine können in dem Licht der Hemmprozesse der Mistelpflanze besser verstanden werden. Viscotoxine erscheinen in der Peripherie des Kugelbusches, also an den neuen Jahrestrieben mit einem Maximum der Konzentration im Sommer. Dort wo der Blütenprozess zurückgehalten wird, entstehen hochtoxische, die Tumorzellen nekrotisierende Gifte.
Die Mistellektine haben ihr Konzentrationsmaximum im Winter und befinden sich hauptsächlich in den Stengeln der alten Jahrestriebe, also im Zentrum der Pflanze wo die Wurzelbildung zurückhaltend sich als kleiner Senker am Baum zeigt. Mistellektine regen den natürlichen Zelltod (Apoptose) der Tumorzellen an.
Durch diese Streiflichter zur Biologie der Mistel kann der Eindruck entstehen, dass wir es mit einer besonderen, herausragenden Pflanzentität zu tun haben:
- ein Senker der am Baum „wurzelt“ und eine lebendige „hochgestülpte Erde“ braucht
- der Wirtsbaum prägt durch eine intensive Verbindung Zusammensetzung und Gestalt der Mistel
- ein primitives Stengel- und Blattwachstum
- eine Anordnung der Jahrestriebe die sich nicht in die Erdmittelpunkt-Sonnenachse stellen, sondern eine räumliche Orientierung zu sich finden und damit die Kugelform bilden
- ein stark zurückgehaltenes reduziertes Blühen im Winter, eine Emanzipation aus der natürlichen jahreszeitlichen Entwicklung einer Pflanze
- lichtoffene Früchte mit am Licht sich entwickelnden Samen
- ausgeprägte Hemmprozesse in der Pflanzenentwicklung, so dass die Mistel wie nur ein Prototyp einer höherstehenden Pflanze erscheint
Auch zukünftige Forscher, Pharmazeuten und Ärzte werden sich mit den verborgenen Geheimnissen der Mistel beschäftigen. Sie werden immer mehr neue Anwendungen der Mistel entdecken, die einer menschengemäßen Begleitung der Tumorkrankheit für ein Wiederherstellen der Gesundheit ermöglichen. Wir müssen nur noch besser die Sprache der Mistelpflanze hören lernen.




